Es ist soweit, das Filmfestival Nippon Connection ist zurück mit einer so großen Auswahl an Filmen, dass es schwer sein kann, den passenden Film (oder Filme) für den Kinoabend zu finden. Aus diesem Grund haben wir unsere Praktikant*innen dieses Jahr gefragt, ob sie nicht ihre persönlichen Favoriten mit uns teilen möchten. Hier kommt Teil 2 – Enjoy!
Praktikant im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Julien:
his von Rikiya Imaizumi (Nippon Cinema)
(Nippon Connection 2021 – Nippon Cinema: HIS)
Mein Lieblingsfilm im diesjährigen Programm ist das Romantik-Drama his von Rikiya Imaizumi. Nagisa, der nach seinem Studium nach Australien gezogen ist, steht eines Tages plötzlich vor der Tür seines Ex-Freundes Shun – zusammen mit seiner Tochter. Er hat sich von seiner Frau getrennt und kämpft um das Sorgerecht für seine Tochter, während Shun in einem ländlichen Dorf in der Präfektur Gifu zurückgezogen lebt. Auf ruhige und doch emotionale Weise erzählt der Film von verloren geglaubter Liebe, neuen Familienkonstellationen und einem Elternpaar, dass in ihrem Sorgerechtsstreit traditionelle Geschlechterrollen umkehrt.
Rikiya Imaizumi erschafft einen Ort, an dem Queerness, Geschlechterrollen, rurales Leben und Familie in einem neuen Licht dargestellt und verhandelt werden. In einem herzerwärmenden Zusammenspiel queerer Repräsentation und der Darstellung von Scheidungsstreits in Japan gelingt es dem Film, den Zuschauenden aus einem anderen Blickwinkel die Bedeutung von Familie näher zu bringen.
HIS
Japan 2020, 127 min
Watch the film here from June 1 to 6, 2021
at the 21st Nippon Connection Film Festival
Check out the trailer here!
Praktikantin im Bereich Festivalorganisation – Luisa:
Daughters von Hajime Tsuda (Nippon Visions)
(Nippon Connection 2021 – Nippon Visions DAUGHTERS )
Mein Lieblingsfilm für das diesjährige Filmfestival ist definitiv Daughters von Hajime Tsuda . Es ist zwar ein sehr ruhiger Film, unterstrichen durch ruhige Musik und schöne Landschaftsaufnahmen, aber dennoch sehr gehaltvoll in seiner Aussage. Der Film spricht auf eine sehr behutsame Art und Weise das delikate Thema der alleinerziehenden Mutterschaft an und thematisiert, wie sich die Beziehung der beiden Protagonistinnen dadurch verändert.
Die Zuschauer*innen bekommen einen Einblick in das Leben der beiden Freundinnen Koharu (Ayaka Miyoshi) und Ayano (Junko Abe) und begleiten sie von der Erkenntnis über die Schwangerschaft bis hin zur Geburt der Tochter.
Während sich Ayano versucht, ihr Leben mit einer Schwangerschaft zu organisieren und sich auf ihr zukünftiges Leben als alleinerziehende Mutter vorzubereiten, ist Koharu, geprägt von den Idealen und Erwartungen der japanischen Gesellschaft, nicht in der Lage, die derzeitige Situation zu akzeptieren. Wird eine der beiden Frauen ihre Meinung ändern?
Eine wundervolle Geschichte, die nicht nur aufgrund des Eintauchens in die japanische Großstadtszene mit seiner kulinarischen Vielfalt und Modeszene das Fernweh nach Japan weckt, sondern auch eine Hommage an alle Freund*innen ist, auf die man trotz Differenzen jederzeit zählen kann.
DAUGHTERS
Japan 2020, 104 min
Watch the film here from June 1 to 6, 2021
at the 21st Nippon Connection Film Festival
Check out the trailer here!
Praktikant im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Tim:
Ushiku von Thomas Ash (Nippon Docs)
(Nippon Connection 2021 – Nippon Docs USHIKU )
Im neuen Film Ushiku von Thomas Ash geht es um einen Abschiebeknast in der japanischen Stadt „Ushiku“ nahe Tokio. Trotz der internationalen Ächtung von Japans Abschiebepraxis werden dort Geflüchtete bis zum Beschluss über ihren Asylantrag eingesperrt. Bei nur 0.4 Prozent positiven Bescheiden ein kafkaeskes Unterfangen. Die Behandlung der Menschen vor Ort verstößt laut Meinung vieler internationaler Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International gegen die Menschenwürde. Nun verschärfte Japan dieses Jahr seine Abschiebepraxis erneut, indem es ankündigte, Geflüchtete nach dem zweiten abgelehnten Asylantrag abzuschieben. Diese Gesetzesänderung rief einen UN-Sonderberichterstatter auf den Plan der sie als im Zusammenspiel mit den genannten Faktoren „in mehrfacher Hinsicht nicht den internationalen Standards in Bezug auf den Schutz der Menschenrechte von Einwanderern entsprechend“ nannte.
“Ushiku” beleuchtet zwar auch die juristische Seite dieser Menschenrechtsverletzungen durch den japanischen Staat, konzentriert sich aber eindrucksvoll auf die Opfer dieses Systems. Thomas Ash gibt ihnen und ihren Geschichten den Raum und die Zeit, die sie verdienen. Dabei kürzt er die Zeit, die den vor Gleichgültigkeit strotzenden japanischen Institutionen und ihrer Schergen bleibt, auf das Minimum, das es braucht, um die Geschichte der Geflüchteten zu erzählen.
Dieser Film zeigt eine Seite Japans, die das Land in seiner Außendarstellung sonst zu verschweigen weiß – eine Seite für die sich viele Japaner*innen schämen und vor der viele Japanbegeisterte ihre Augen nur zu gerne verschließen.
USHIKU
Japan 2021, 87 min
Watch the film here from June 1 to 6, 2021
at the 21st Nippon Connection Film Festival
Check out the trailer here!