Workshops, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen – jedes Jahr bietet das Nippon Connection Filmfestival seinen Besucher*innen zusätzlich zu dem breit aufgestellten Filmprogramm auch ein vielseitiges Rahmenprogramm zum Eintauchen in die verschiedensten Aspekte japanischer Kultur. Bei der 22. Ausgabe des Festivals darf man sich auf rund 60 Kulturveranstaltungen freuen! Um bei so vielen Events nicht den Überblick zu verlieren und die persönlichen Favoriten schneller ausfindig zu machen, hilft der folgende kleine Kompass.
Auf zum Festival
Yoga, Radfahrt, der 500-Meter Sprint zum Bus – es gibt viele Aktivitäten, mit denen man aktiv in den Festivaltag starten kann. Dafür optimal geeignet ist die Radiogymnastik (Rajio Taiso). Ob zu Hause oder gemeinsam mit den Kollegen auf der Arbeit, das etwa zehnminütige Stretching-Programm ist eine in Japan sehr beliebte Aktivität, um gleich mit der richtigen Einstellung den Tag zu bestreiten (oder sich auf dem Festival die vom vielen Filmeanschauen steif gewordenen Muskeln zu dehnen).
Für Kreative
Mit solch frisch getankter Energie kann man direkt eine weitere Veranstaltung besuchen. Im Kintsugi-Workshop zeigt die Künstlerin Michiyo YAMASHITA, wie man zerbrochenen Keramiken wieder neues Leben einhaucht. Passend zum Frühling gibt es in diesem Jahr wieder einen Workshop zu Ikebana, der japanischen Kunst des Blumensteckens. Das richtige Zusammenspiel von Formen und Farben setzt Blumen aller Art optimal in Szene. Beim Kamihimo-Workshop werden aus gefärbtem Papierschnurband Armbänder mit kunstvollen Verzierungen geflochten. Besonders aufregende Muster gibt es auch bei einem Workshop zum Gyotaku-Fischdruck mit Künstlerin Paula NISHIKAWARA. Zum Drucken werden echte Fische verwendet und deren einzigartige Maserungen für immer verewigt. Wer lieber selbst mit dem Stift seine Ideen zu Papier bringen möchte, kann in einem Manga-Workshop von Mangaka Christina Plaka Techniken lernen, um ein eigenes Storyboard zu erstellen. Es wird zudem ein Workshop zu Shodo ‒ Japanische Kalligrafie für Erwachsene angeboten, in dem Masumi Knoblauch eine Einführung in die Schriftzeichen gibt.
Für Kochbegeisterte
Auf Instagram mal wieder ein süßes Bild einer perfekt gestalteten japanischen Bento-Lunchbox gesehen, aber noch nie gewagt, selbst eine zu machen? Im Bento-Kochkurs wird Schritt für Schritt die Zubereitung einer typisch japanischen Lunchbox angeleitet. Wer neben Sushi und Co. eine neue Seite der japanischen Küche erleben will, kann sich auch im Miso-Kochkurs mit der vielfältig einsetzbaren Paste aus fermentierten Sojabohnen vertraut machen. Miso bietet nicht nur die Grundlage für die bekannte Miso-Suppe, sondern kann für eine ganze Reihe von Speisen verwendet werden.
Workshop: Nerikiri (links) und Ohagi (rechts) sind japanische Süßspeisen, die oft zu grünem Tee und Matcha gereicht werden.
Auch japanische Süßspeisen haben wieder ihren Weg in das Workshop-Programm gefunden. Dieses Mal zeigt Lina Zivanovic die Zubereitung der traditionellen japanischen Süßigkeiten Nerikiri und Ohagi aus Bohnenpaste, Klebreis und Mochi-Teig. Zu ihrem Vortrag Sojasoße – Alleskönnerin der japanischen Küche mit anschließender Präsentation laden Mariko YANO und Koch Takeo SHINGU vom Generalkonsulat von Japan in Frankfurt am Main ein.
Für Gourmets
Wer edlen Tropfen frönen will, kann sich in einer Tasting-Masterclass zu japanischem Whisky von Suntory, japanischen Likören und Botanicals oder auch Sake von Ueno verwöhnen lassen.
Ebenfalls ein echter Genuss verspricht ein Workshop zu japanischem Tee von Markus Hastenpflug von KEIKO zu werden. Von süßlich leichtem Kabusecha bis zu aromatischem Hojicha – dieser Workshop zeigt, dass grüner Tee eine große Bandbreite an unterschiedlichen Aromen besitzt.
Für Kinder und Jugendliche
Für die jungen Gäste des Festivals laden gleich eine ganze Reihe von Veranstaltungen zum Ausprobieren und Spaß haben ein. Im Manga-Workshop von Michael Grabowski können sich Jugendliche ab zwölf Jahren im Manga-Zeichnen ausprobieren. In einem Workshop zu japanischen Mondbildern erzählt Anika Dekubanowski Kindern ab acht Jahren das berühmte japanische Märchen von Prinzessin Kaguya mit liebevoll gestalteten Mondbildern. Im Anschluss können sie dann selbst ans Werk gehen und eigene Mondbilder malen und basteln.
Workshop: Japanische Kalligrafie
Wie schreibe ich Mond eigentlich auf Japanisch? Kinder ab 10 Jahren können im Workshop für japanische Kalligraphie (Shodo) von Rena KATO den Pinsel schwingen und sich an japanischen Schriftzeichen (Kanji) in ihrer schönsten Form ausprobieren. Wer Interesse hat, mehr über das Leben von Kindern in Japan zu erfahren, kann im Online-Vortrag Das Leben von Kindern in Japan von Dr. Susanne Schieble einmal die Perspektive der jüngsten Japaner*innen kennenlernen. Zusätzlich haben junge Festivalbesucher*innen die Möglichkeit, einige japanische Kinderlieder ab zwei Jahren zusammen mit Hiroko TAKAHASHI gemeinsam zu singen.
Zusehen, Zuhören und Genießen
Große Bühnen-Performances gehören auch in diesem Jahr fest ins Festivalprogramm. Die international bekannte japanische Musikerin Karin NAKAGAWA ist erneut live zu Gast. Sie entlockt dem japanischen Saiteninstrument Koto Harmonien, die traditionelle und zeitgenössische Melodien miteinander verbinden.
Live im Internationalen Theater Frankfurt spielt das deutsch-japanische Powerduo Die Yamazakis mit Singer-Songwriterin Julia und Schauspieler und Shakuhachi-Flötenspieler Yusuke, mit guter Laune und jeder Menge selbst komponierter Musik. Von ruhigen Klängen bis zu Rap-Sequenzen ‒ langweilig wird es hier auf keinen Fall. Auch das Konzert des renommierten Taiko-Spielers Ichitaro zusammen mit Taiko-Nachwuchstalent Felix Potrya und dem Querflötenspieler Juan de IIdefonso Garcia verspricht, ein musikalischer Genuss zu werden, welcher mit einer Mischung aus starken Trommelklängen und sanftem Flötenspiel begeistert. Ein etwas klassischeres Klangerlebnis bietet das Konzert von Duo Fuga, bestehend aus der Cellistin Alice UEHARA und Querflötistin Mutsumi ITO. Ebenfalls im Duo präsentieren HATOBAKO neue Songs frei nach ihrer Philosophie: Lieblingslieder, Originale – Hauptsache das Herz hört mit. mann, frau, gitarre, mikrofon. minimalistisch. multilingual.
Das Künstler*innen-Duo Usaginingen mit Erika und Shinichi HIRAI bindet in ihrer audiovisuellen Performance A Black Kite – Pulsation of Souls die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie mit ein. Magier Tatto OTA verzaubert in seiner Show mit Tricks und Illusionen. Lustig wird es mit Sicherheit auch bei der Rakugo-Performance des in Japan und den USA gefeierten Künstlers Katsura Sunshine, der mit erzählerischem Können und scharfsinniger Komik im Monolog begeistert.
Performance: A Black Kite – Pulsation of Souls mit Erika und Shinichi HIRAI
Die Handschatten-Theatergruppe Kakashiza, welche beim letzten Festival online ihr Stück ANIMARE präsentiert hat, wird nun zum ersten Mal live vor Ort in Frankfurt auftreten. Zusammen mit der Performance Nihon Buyo von Michiko YAMAZAKI, dessen Form aus dem traditionellen Noh- und Kabuki-Theater entstanden ist, sind in diesem Jahr gleich mehrere Theaterformen vertreten.
Sowohl zu Nihon Buyo als auch zum Handschattentheater gibt es für Interessierte zusätzlich Workshop zum Mitmachen.
Für Wissbegierige
Bei der 22. Ausgabe des Nippon Connection Filmfestivals gibt es wieder eine ganze Reihe an Vorträgen zu unterschiedlichsten Themen rund um Japan. In ihrem Vortrag Japanisches Spielzeug im Wandel der Zeit gibt Dr. Victoria von Asschenfeldt, Museumsleiterin des Spielzeugmuseums Hanau, einen Überblick über die japanische Spielzeuglandschaft. Mit dem Veranstaltungsticket kann zudem am selben Tag das Museum kostenlos besucht werden.
Wer etwas über die Präfektur Okinawa und dessen Rolle und Probleme in Japan erfahren will, kann sich bei Prof. Dr. Ina Heins Vortrag Okinawa-Repräsentationen im Film zwischen Stereotyp und postkolonialer Kritik informieren. Gesellschaftskritisch wird Japan auch beim Vortrag Paranoia And The Information Society – How Media Both Overwhelms And Offers Solutions In Japanese Film, von Prof. Alexander Zahlten unter die Lupe genommen.
Wer schon einmal Ideen für die nächste Japan-Reise sucht, kann sich im Vortrag Explore Shizuoka von Yvonne Proske oder beim Online-Vortrag Sonne und Schatten – Eine künstlerische und musikalische Reise durch Okinawa von Anja Sueyoshi inspirieren lassen. Nicht mit Bildern, sondern mit Worten wird Dr. Christian Chappelow in seinem Vortrag Lyrische Spaziergänge durch Tokio das Publikum mit auf eine literarische Reise durch die japanische Hauptstadt nehmen.
Auch die japanische Pop-Kultur und ihr Einfluss ist nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken. In ihrem Vortrag Traumjob Mangaka?! sprechen die Mangakas Christina Plaka und Katharina SATO über den Beruf und dessen Herausforderungen. Spricht man von Manga, so ist auch das Thema Anime nicht fern. Megumi HAYAKAWA entführt in ihrem Vortrag Vom Manga zur Animation: Zwei Mangazeichner und ihre Traumfabrik in die Welt zweier Pioniere der Branche: Tezuka OSAMU und Ryuichi YOKOYAMA. Dem Thema Animation widmet sich auch Daniel Otto, Vice President Acquisition & Licensing bei Crunchyroll, das Animes produziert, lizenziert und vertreibt. Er gibt in seinem Vortrag Cool Japan made in Unterföhring Einblicke in die Entwicklung der Trickfilm-Branche in den letzten Jahrzehnten mit einem besonderen Fokus auf deutsch-japanischen Koproduktionen.
Wer Japanisch lernt oder bereits spricht, kann im Subtitling-Workshop von JVTA erste Erfahrungen darin sammeln, Filme und Serien zu untertiteln. Um Übersetzungsarbeit geht es auch im Vortrag Japanisches Literaturübersetzen von Ursula Gräfe. Sie spricht über ihre Arbeit als Übersetzerin und wird im Anschluss mit den Teilnehmer*innen eine Passage aus der Kurzgeschichte „Drive my Car“ von Haruki MURAKAMI aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzen.
Weitere Vorträge:
Grafikdesign in japanischen TV-Dramen (Vortrag von Dr. Mariko TAKAGI)
Laterna Magica in Japan (Vortrag von Dr. Stephan von der Schulenburg)
H.P. Miyabe TARO und die Frankfurter Kunstszene (Vortrag von Eva Jungmann)
Die Rolle der Samurai-Frauen in der Edo-Zeit (Vortrag von Martyna Lesniewska)
Für Diskussionsfreudige
Endlich wieder in Präsenz werden bei einer Reihe von Podiumsdiskussionen spannende Themen präsentiert und diskutiert. Unter anderem zum Schwerpunktthema des Festivals Stories of Youth oder auch zum Thema Arbeitsbedingungen von Frauen in der Filmindustrie: Japanese Film Industry – Women Raising Their Voice.
Zurück nach Hause
Den Abend ausklingen lassen bei Konzert oder Film, am Essensstand noch ein Onigiri-Reisbällchen geschnappt und dann entspannt nach Hause.
Nach so einem vollen Programm kann einem schon einmal die Puste ausgehen. Daher ist jetzt die Zeit gekommen abzuschalten, einen Tee zu machen, das Programmheft aufzuschlagen und… den nächsten Festival-Tag zu planen! 😉
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22. NIPPON CONNECTION FILMFESTIVAL, 24. bis 29. Mai 2022, Frankfurt am Main
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Das vollständige Filmprogramm findet sich hier.